Unser großes pädagogische Ziel!

Seit zwei Jahren sprechen und diskutieren wir intensiv, teils mit Unterstützung durch Katalin über unsere Werte, darüber, wie jede:r einzelne diese versteht und interpretiert und sieht. Daraus ist ein Werteplakat entstanden, an dem wir uns orientieren:


Doch so richtig rund und vor allem alltagstauglich war es nicht – zu viele (teils gegensätzliche) Werte, um sie jederzeit präsent zu haben, zu wenig Priorisierung, um abwägen zu können, zu wenig Gliederung, um einen Überblick zu haben. Daher haben wir auf den Teamtagen im Februar unser Plakat weiterentwickelt zum Leuchtturm:

Ganz oben (beim blauen Licht) seht ihr unsere Vision: Wachstum und Entfaltung, Leichtigkeit, Freude, Zufriedenheit, für eure Kinder. Das ist unser großes pädagogisches Ziel.

Ganz unten (die grüne Insel) steht für die Bedürfnisse, die wir besonders im Blick haben, damit eure Kinder diese Vision erreichen können: Grundbedürfnisse wie Hunger, Schlaf, usw. Darauf aufbauend weitere Bedürfnisse, nämlich bedingungslose Annahme und gemeinschaftliches Miteinander, Gleichwürdigkeit und Vertrauen, Autonomie und Sicherheit, Orientierung.

In der Mitte (der rote Turm) seht ihr unsere Arbeitsweise:
prozessorientiert: der Prozess ist wichtiger als das Ergebnis, wir arbeiten mit der Situation, die gerade ist und klammern uns nicht an „alte“ Strukturen
und bedürfnisorientiert: die Bedürfnisse jedes Einzelnen sind wichtig und werden gehört – wir schaffen Strukturen und Lösungen, die individuell zu den Beteiligten passen und versuchen nicht eine universale Lösung zu finden, die allen nicht richtig passt.
Dies gilt sowohl für die Kinder als auch für die Erwachsenen, die an der Schule sind. Gleichzeitig arbeiten wir daran, dass die Prozesse der Erwachsenen weitestgehend ausgegliedert werden, damit der Fokus auf den Kindern bleibt.

Und zu diesem Leuchtturm kommen die Kinder (die bunten Boote) – mit all ihren Wünschen, Bedürfnissen, Stärken und individuellen Zielen. Hoch klettern (an den schwarzen Strickleitern) müssen die Kids allein, das kann ihnen niemand abnehmen. Was wir Lernbegleiter:innen ihnen aber bieten ist: Unterstützung, Struktur und Begleitung beim Klettern: Wir halten jedem einzelnen Kind die Strickleiter 🙂 Und zwar genauso fest oder locker, wie das Kind es in diesem Augenblick gerade braucht.

Wie gesagt: es ist unser Ziel, unsere Vision und natürlich klappt das im Alltag mal mehr oder weniger, aber immer öfter richtig gut. Es ist ein Prozess und wir arbeiten intensiv daran!

Was in dem Bild noch fehlt: die einzelnen Stufen der Strickleitern. Stufen könne zum Beispiel Angebote, Regeln, eine gesetzte Struktur….. sein. Stufen wandeln sich – je nach Situation, je nach Kind, je nach Prozess, je nach Bedürfnis … ihr versteht das Prinzip, oder?

Wir haben jetzt den Turm fertig und fangen an, die Stufen zu überarbeiten und weiter mit Leben zu füllen. Dabei prüfen wir jede Umsetzung darauf, ob sie unseren Werten und Arbeitsweisen, den Bedürfnissen und der großen Vision entspricht. Ein Prozess, der nie ganz abgeschlossen ist und stetig weiter geht.

Ein erster Schritt, den wir schon umgesetzt haben und der schon erste Früchte trägt (Entspannung im Schulalltag), ist die Arbeit in Bereichen (Erdgeschoss, draußen, 1. Stock, 2. Stock, Oase), in denen immer ein:e Lernbegleiter:in offen für die spontanen Ideen, Wünsche und Bedürfnisse eurer Kids ist und den Rahmen dafür hält. Zusätzlich haben wir wieder mehr Angebote (also konkrete Aktionen, die sich die Kids gewünscht haben oder von denen wir denken, dass sie ihnen gut tun). Ihr findet die Infos dazu in den Tagesplänen, die wir immer mal wieder im Wochenblatt zeigen. Die Arbeit in Bereichen und trotzdem mit Angeboten ist unter anderem jetzt wieder gut möglich, weil wir unser Team vergrößern konnten (Puh!).

Eine weitere große Stufe ist Orientierung durch Struktur und Regeln. Kann man Strukturen noch ziemlich gut sehen (vorbereitete Umgebung, beschriftete Regale, Ordnung im Raum, …), sind die Regeln unsichtbar. Aber wir haben es jetzt geschafft, Schulregeln zu definieren: nach offiziellen Vorgaben (wie z.B. der Unfallkasse), aber, wo immer es ging, im Dialog mit euren Kindern. Auch das ist ein Prozess, der lange dauert und noch nicht abgeschlossen ist. Damit die Regeln sichtbar werden, hängen die Bereichsregeln in jedem Stockwerk (falls ihr sie auch mal lesen möchtet, meldet euch gern!). Außerdem gibt es allgemeine Regeln, die überall gelten. Wir hängen euch diese allgemeinen Regeln mal an – aber bitte habt im Hinterkopf, dass sie sich noch ändern werden bzw. noch gar nicht richtig fertig sind (Waffenregel, Gesprächsbereitschaft…)! Wir nennen es liebevoll den „Wandel der Leitern“, weil wir die konkrete Umsetzung immer wieder prozess- und bedürfnisorientiert anpassen. Der andere Teil dieser Stufe, die vorbereitete Umgebung, wird leider erst in den Sommerferien wieder richtig in den Fokus genommen, dafür war im letzten Jahr nicht genug Kapazität.

Eine Stufe, die wir gerade bedenken, beratschlagen, aber noch nicht fertig haben ist u.a. das Führerscheinsystem: wir und viele Kids möchten wieder ein Führerscheinsystem einführen, um den Kids gleichzeitig Autonomie zu ermöglichen und Sicherheit zu bieten. Da sind wir noch in der konkreten Ausarbeitungsphase. Genauso wie bei anderen Themen wie Medien oder Waffen oder Gewalt oder das Klärwerk oder oder oder. Diese Themen haben wir auf dem Schirm, denken darauf herum, aber haben noch keine konkrete Idee der Umsetzung bzw. noch keinen veröffentlichungsreife Ausarbeitung parat 🙂

Ihr seht schon, es wirkt, als sei ALLES im Wandel, nichts ist fest und für alle Ewigkeiten fertig – eine Auswirkung unserer prozess- und bedürfnisorientierten Arbeitsweise. Diese Flexibilität im Tun, diese Anpassung an das, was gerade ist, ist für alle Beteiligten (Kids, Eltern, Team) manchmal anstrengend, aber immer wertvoll und Teil unserer Arbeitsweise, unserer Werte, unserer Vision. Aber: auf den Leuchtturm, mit seiner festen Insel, seinem stabilen Turm und seinem wegweisenden Leuchtfeuer könnt ihr euch verlassen! Auch wenn wir die Strickleitern immer wieder neu knüpfen, das Grundgerüst bleibt